Die neue Liebe der Rechten zur Atomkraft
In den letzten Jahren haben die Konservativen und die Rechten in Deutschland ihre Haltung zur Atomkraft drastisch verändert. Ein…
In den letzten Jahren haben die Konservativen und die Rechten in Deutschland ihre Haltung zur Atomkraft drastisch verändert. Ein erstaunliches Comeback, wenn man bedenkt, dass nach der Katastrophe von Fukushima 2011 ein breiter gesellschaftlicher Konsens bestand, die Atomkraft endgültig zu beenden. Was steckt hinter dieser Kehrtwende? Die Antwort liegt tief in ideologischen und politischen Strategien verwurzelt, die weit über die bloße Energiepolitik hinausgehen.
Angst vor Veränderung
Einer der Hauptgründe für die neue Liebe der Rechten zur Atomkraft ist die tief verwurzelte Angst vor Veränderung. Der Übergang zu erneuerbaren Energien und der Kampf gegen den Klimawandel erfordern tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwälzungen. Dies schreckt viele ab, insbesondere diejenigen, die von einem konservativen Weltbild geprägt sind. Der Erhalt des Status quo bietet eine trügerische Sicherheit, die in der Atomkraft symbolisiert wird. Sie steht für Beständigkeit in einer Welt, die sich immer schneller verändert.
Feindbild Grüne
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist das Feindbild der Grünen. Für die Rechte sind die Grünen der Inbegriff alles dessen, was sie ablehnen: Klimaschutz, Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und eine progressive Gesellschaftspolitik. Die Atomkraft ist in dieser Auseinandersetzung zu einem Symbol geworden. Nichts ist, historisch gesehen, mehr Kernthema der Grünen als der Ausstieg aus der Atomkraft. Indem die Rechte die Atomkraft verteidigt, stellt sie sich direkt gegen eines der Herzstücke der grünen Politik und nutzt dies als strategische Waffe im politischen Kampf.
Mediale Kampagnen gegen den Klimaschutz
Ebenfalls spielt die mediale Unterstützung eine entscheidende Rolle. Pro-fossile Medien wie die Springer-Presse, insbesondere “Welt” und “Bild”, haben systematisch Kampagnen gegen die Grünen und den Klimaschutz betrieben. Man streute Zweifel am Klimawandel, verteufelte das Heizungsgesetz und das mit großem Erfolg: Gas- und Ölheizungen erlebten entgegen jeder Vernunft einen Boom. Diese Kampagnen schüren Zweifel und Ängste in der Bevölkerung. Durch diese Panikmache konnte die AfD in den letzten Jahren erheblich profitieren, und auch die CDU/CSU sowie Teile der FDP versuchten, auf diesen Zug aufzuspringen, um Wählerstimmen zu gewinnen. Einer der ersten, der auf diesen Bandwagon aufsprang, war, natürlich, das bayrische Fähnchen im Wind: Markus Söder, der 2011 noch mit dem Rücktritt drohte, wenn man nicht aus der Kernkraft ausstiege.
Die Faktenlage
Doch was sagen die Fakten? Die Realität zeigt, dass die Atomkraft trotz massiver Subventionen kaum rentabel ist. Neue Atomkraftwerke sind extrem teuer und ihr Bau dauert Jahrzehnte. Die Abhängigkeit vom Uran, das zu einem beachtlichen Anteil in Russland oder dessen Einflussbereich liegt, stellt zudem ein geopolitisches Risiko dar. Französische Kernkraft konnte zum Beispiel nur so lange funktionieren, weil man aus seinen ehemaligen Kolonien das Uran unter Marktpreisen kaufen konnte. Seitdem aber die ehemaligen Wagner-Gruppen diese Gebiete kontrollieren, steigen auch die Kosten für Frankreich. Ein weiterer Punkt, der gegen die Atomkraft spricht, ist, dass man nach über 60 Jahren immer noch keine Lösung für ein Endlager gefunden hat. Hierbei sollte man auch das Milliardengrab Asse bedenken, das bereits aufwändig saniert wurde und in dem nun wieder Wasser eingedrungen ist. Frühestens ab 2033 sollen die radioaktiven Abfälle dort geborgen werden können, die Kosten belaufen sich nach aktueller Schätzung auf 4,5 Milliarden Euro. Allein durch diese Sonderkosten hätte man 600 neue Windräder bauen können, die etwa eine Million Haushalte versorgen könnten.
Es ist unbestreitbar, dass neue Atomkraftwerke sicherer und effizienter sein könnten und dass ihr CO2-Ausstoß hauptsächlich in den Prozessen vor und nach der Stromerzeugung entsteht. Dennoch lohnt sich die Atomkraft in keiner Hinsicht. Die Milliarden, die in diese veraltete Technologie fließen, könnten weit sinnvoller in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden, die nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch langfristig kosteneffizienter sind. Selbst wenn man die Kosten komplett ignorieren wollte, bleibt ein großes Problem: Die Energiewende würde viel zu spät kommen.
Fazit
Die neue Liebe der Rechten zur Atomkraft ist also weniger eine Frage der Energiepolitik als vielmehr ein ideologisches Schlachtfeld. Es geht um den Widerstand gegen Veränderung, die Ablehnung der Grünen und die Verteidigung des Status quo. Doch angesichts der drängenden Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende müssen wir uns von diesen ideologischen Scheingefechten lösen und uns auf nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen konzentrieren. Die Atomkraft mag in den Augen der Rechten eine verlockende Antwort sein, doch die Geschichte und die Fakten sprechen eine andere Sprache.