Kreislauf des Konsums: Warum im Kapitalismus nichts von Dauer ist
Bei meiner heutigen Joggingrunde hatte ich ein Déjà-vu-Erlebnis: Im Wald sah ich eine ähnliche Szenerie wie in einer guten Netflix-Serie…
Bei meiner heutigen Joggingrunde hatte ich ein Déjà-vu-Erlebnis: Im Wald sah ich eine ähnliche Szenerie wie in einer guten Netflix-Serie, die inzwischen eingestellt wurde. Auf den weiteren Kilometern trauerte ich nicht nur dieser Serie hinterher, sondern dachte auch darüber nach, warum im neoliberalen Kapitalismus aus einem guten Produkt zwangsläufig immer ein schlechtes wird. Hat ein gutes Produkt erst einmal eine gewisse Marktsättigung erreicht, müssen neue Kaufanreize oder Geschäftsmodelle geschaffen werden, um künstliches Wachstum zu erzeugen.
Over-Engineering und unnötige Features
Ein prominentes Beispiel ist die ständige Weiterentwicklung von Konsumgütern wie Smartphones und Fernsehern. Hierbei wird häufig das Prinzip des Over-Engineerings angewendet: Produkte werden mit neuen, oft unnötigen Features ausgestattet, um die Konsumenten zum Kauf der neuesten Version zu bewegen. Diese Praxis führt nicht nur zu einer Ressourcenverschwendung, sondern auch zu einer immer schneller werdenden Produktveralterung. Jedes Jahr wird eine neue Generation von Geräten eingeführt, die nur marginale Verbesserungen bieten, aber dennoch als „must-have“ beworben werden.
Abomodelle statt einmaliger Zahlungen
Ein weiteres Beispiel für die fragwürdigen Tendenzen im Kapitalismus ist der Übergang von einmaligen Kaufmodellen zu Abonnementdiensten, insbesondere im Softwarebereich. Früher konnte man eine Lizenz für Programme wie Adobe Photoshop einmalig erwerben und dann uneingeschränkt nutzen. Heutzutage jedoch verlangen viele Softwareunternehmen regelmäßige Abogebühren. Diese Veränderung sichert den Unternehmen ein kontinuierliches Einkommen, belastet jedoch die Konsumenten langfristig finanziell und macht sie von fortlaufenden Zahlungen abhängig.
Einsparungen bei Inhalten oder am Produkt
Auch in der Unterhaltungsbranche zeigen sich die negativen Auswirkungen des kapitalistischen Wachstumsdrucks. Streamingdienste wie Netflix setzen zunehmend auf massentauglichen Trash-Content anstelle von qualitativ hochwertigen Serien und Filmen. Um Produktionskosten zu sparen und eine breite Zielgruppe anzusprechen, wird oft auf bewährte, aber seichte Konzepte gesetzt. Dies führt zu einer Verflachung des kulturellen Angebots und einer Entwertung künstlerischer Kreativität. Das Alleinstellungsmerkmal geht zunehmend verloren, während man sich inhaltlich dem linearen Fernsehen annähert.
Geplante Obsoleszenz
Eines der wohl zynischsten Beispiele kapitalistischer Praxis ist die geplante Obsoleszenz. Produkte werden absichtlich so gestaltet, dass sie nach einer bestimmten Zeit unbrauchbar werden, um den Verkauf neuer Produkte anzukurbeln. Historische Beispiele wie das Glühbirnenkartell, das die Lebensdauer von Glühbirnen absichtlich verkürzte, sind heute ergänzt durch moderne Praktiken wie fest verbaute Akkus in Smartphones, die den Austausch erschweren und die Lebensdauer der Geräte verkürzen. Weitere gute Beispiele hierfür sind der Toaster meiner Eltern aus den 90ern oder der Radiowecker meiner Tante aus den 80ern die alle meine neugekauften Elektrogeräte überleben (und eventuell auch mich?).
Fazit
Diese Praktiken sind nicht nur ökonomisch und ökologisch bedenklich, sie zeigen auch die fundamentalen Schwächen eines Systems, das Profit über das Wohl der Menschen und der Umwelt stellt. Der Kapitalismus zwingt uns zu einem immerwährenden Kreislauf des Konsums und der Verschwendung, der weder nachhaltig noch langfristig tragfähig ist. Die Klimakrise zu bekämpfen bedeutet dabei auch, die Auswüchse des neoliberalen Kapitalismus einzudämmen. Eine einfache, schnell zu implementierende Stellschraube wäre hier die Ausweitung von Garantien bei Elektroartikeln auf 10 Jahre.