Die AfD ist nicht die NSDAP, und Höcke ist nicht Hitler. Das ändert jedoch nichts daran, dass die AfD eine rechtsextreme, in Teilen faschistische Partei ist. In der ersten Reihe stehen die “freundlichen Gesichter” des Faschismus, die der AfD einen bürgerlichen Anstrich geben sollen. Dabei geht die AfD sehr strategisch vor: Die Doppelspitze aus einer lesbischen, hochgebildeten Frau und einem ostdeutschen Malermeister mit dem polnischen Nachnamen sind hierfür die perfekten Tokens. In der zweiten Reihe, beim sogenannten Flügel um Höcke, liegt jedoch die eigentliche Macht.
Das Bindeglied zwischen der Fassade und dem rechtsextremen Kern ist Götz Kubitscheks Medienstrategie der “Selbstverharmlosung”. So schreibt er: “Selbstverharmlosung (…) ist der Versuch, die Vorwürfe des Gegners durch die Zurschaustellung der eigenen Harmlosigkeit abzuwehren.” Nach Kubitschek liegt es an einer “emotionalen Barriere”, wenn Menschen noch nicht die AfD wählen, und diese Barriere soll überwunden werden, indem man eine “Unterschiedslosigkeit” suggeriert. Diese Strategie funktioniert dadurch, dass man versucht, Begriffe wie bürgerlich und rechts-konservativ zu verwenden, um gemäßigter zu erscheinen, als man ist.
Auch die Wiederholung ist ein wichtiges sprachliches Element der Faschisten. Durch das ständige Wiederholen, dass Migranten kriminell seien, verfängt sich diese Idee schnell bei unpolitischen und uninformierten Menschen und hinterlässt auch bei politischen und informierten Menschen einen Eindruck. Begeht ein Migrant tatsächlich ein Verbrechen, verfestigt sich dieser Alltagsrassismus noch mehr.
Eine weitere Strategie der AfD ist es, die Menschen von den Medien, insbesondere den öffentlich-rechtlichen, zu lösen und ihnen stattdessen “alternative Medien” nahezulegen, in denen die AfD die Deutungshoheit hat und unwidersprochen Fakten verdrehen, umdeuten oder erfinden kann. Vermutlich ist auch das einer der Hauptgründe, warum jetzt wieder viele Medienformate die Rechtsextremen einladen: Höcke bei Welt, Chrupalla als Stammgast bei der ARD oder Krah bei Tilo Jung. Doch anstatt sie zu “entzaubern”, bietet man ihnen nur eine große Plattform für die Strategie der “Selbstverharmlosung”. Besonders überrascht war ich von Krah. Ich kannte ihn nur aus TikTok-Ausschnitten, auf denen er inhaltsfreie, hohle Phrasen von sich gab. Im Interview erlebte man jedoch einen eloquenten, gebildeten Mann und nicht das “Monster”, das man erwartet hatte.
Aber selbst wenn ein Interview oder Gespräch nicht gut laufen sollte, kann die AfD noch viel herausholen: durch die Opferrolle.