Nachdem die AfD Rekordumfragewerte verzeichnen konnte, waren die Recherchen von Correctiv der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Millionen Menschen gingen auf die Straße, um gegen die AfD zu demonstrieren. Auch heute bleibt dieser Nachhall deutlich spürbar. Für die meisten Menschen waren die Umfragewerte der Partei, die fast durchgängig als gesichert rechtsextrem gilt, ein Weckruf. Es wurde deutlich, dass ein großer Teil der Bevölkerung sich damals wie heute für faschistisches Gedankengut begeistern kann. Gleichzeitig war es ein Weckruf, dass eine Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist und verteidigt werden muss. Deutschlandweit organisieren sich deswegen Menschen und demonstrieren gegen die AfD und den Rechtspopulismus.
Dabei tun wir das, was wir schon viel früher hätten tun müssen: Wir, als die einst schweigende Mehrheit, erobern den Raum zurück, den wir den Rechten so sorglos überlassen haben. Und wir haben damit Erfolg. Zu jeder AfD-Veranstaltung gibt es eine Gegendemo. Engagierte Bürger üben Druck auf Vermieter aus und sorgten dafür, dass der AfD nicht nur Büros, sondern auch Veranstaltungsorte gekündigt wurden.
Doch während diese wichtige zivilgesellschaftliche Bewegung endlich ihrer Verantwortung nachkommt, scheint der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Rechten mehr denn je zu hofieren. Bei Lanz, Illner, Maischberger und Co. dominieren seit Monaten die AfD-Themen das Programm. Wenn gerade kein Vertreter der Rechtsextremen in den Talkshows sitzt, dominieren sie zumindest die Nachrichten. Längst haben die Rechten es geschafft, ihr Wording und Framing nicht nur in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, sondern auch in den ÖRR. Dabei muss niemand die Faschisten einladen, nicht einmal in eine "Wahlarena", und auch nicht jede Nachricht verdient Berichterstattung, nur weil "AfD" darin vorkommt.
Die AfD versteht es meisterhaft, mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Jede provokative Äußerung, jede radikale Forderung wird aufgegriffen und breit diskutiert und dadurch immer wieder ein Stück normalisiert. Dabei spielen die Medien, besonders der öffentlich-rechtliche Rundfunk, eine entscheidende Rolle. Indem sie die AfD immer wieder in Talkshows einladen und über jede noch so kleine Äußerung berichten, geben sie den Rechten eine Bühne, die ihnen nicht zusteht. Florian Schröder, Thilo Jung oder auch Mario Vogt zeigten uns eindrucksvoll, dass man die Rechtsextremen zwar inhaltlich stellen kann, es aber nicht dazu führt, dass diese "entzaubert" werden. Die Rechten schneiden sich einige Clips zurecht, die man gut teilen kann, und schnell entsteht unter deren Anhängern der Eindruck, dass diese tatsächlich einen Punkt gemacht haben. Dadurch, dass man der AfD allerdings diese Bühne bietet, bietet man ihr die Chance zu relativieren und zu verharmlosen. Schnell kann so auch bei kritischen Zuschauern der Eindruck entstehen, dass die AfD ja gar nicht so schlimm sei. Auch durch die ständige Präsenz in den Medien wird der Eindruck erweckt, die Ansichten der AfD seien weit verbreitet und von großer Bedeutung, obwohl sie in Wirklichkeit eine Minderheit vertreten.
Die Folge dieser medialen Überpräsenz ist eine Verschiebung des politischen Diskurses nach rechts. Themen und Positionen, die früher als extrem und inakzeptabel galten, werden plötzlich salonfähig. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die politische Kultur, sondern auch auf das gesellschaftliche Klima insgesamt. Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Ausgrenzung werden normalisiert, während progressive und humanistische Werte zunehmend in den Hintergrund gedrängt werden. Es ist daher dringend notwendig, dass die Medien ihre Verantwortung erkennen und ihre Berichterstattung überdenken. Anstatt der AfD und anderen rechtsextremen Gruppierungen eine Plattform zu bieten, sollten sie sich auf Themen konzentrieren, die wirklich von Bedeutung sind und die Gesellschaft voranbringen.
Es ist höchste Zeit, dass die Medien, insbesondere der ÖRR, aufhören, der AfD eine Bühne zu bieten. Indem wir ihnen den Raum entziehen, können wir den politischen Diskurs wieder verschieben und die gesellschaftliche Entwicklung in eine positive Richtung lenken. Die Zivilgesellschaft hat bereits wichtige Schritte unternommen, nun müssen die Medien folgen. Nur gemeinsam können wir den Einfluss der Rechten eindämmen, um weiterhin in einer Gesellschaft leben zu können, die auf Respekt, Toleranz und Menschlichkeit basiert.